Das Kammerwasser (Humor aquosus), eine klare Flüssigkeit, füllt die vordere und hintere Augenkammer aus.
Was ist das Kammerwasser?
Das farblose Kammerwasser weist eine ähnliche Konsistenz wie Blutserum auf.
Zu 98% besteht es aus Wasser. Die übrigen 2% bestehen einer Vielzahl von gelösten Stoffen, die im Kammerwasser nachgewiesen werden können. So findet man in der Flüssigkeit hauptsächlich Aminosäuren, aber auch Spuren von Ascorbinsäure, Milchsäure, Elektrolyte, Glutathion, Wasserstoffperoxid und Immunglobulin. Im Gegensatz zum Blutserum enthält das Kammerwasser aber weniger Protein.
Bildung des Kammerwassers
Für die Bildung dieser klaren Flüssigkeit aus Blutbestandteilen ist die Carboanhydratase des Strahlenkörpergewebes (Ziliarfortsätze) zuständig. Das gebildete Kammerwasser wird anschließend in die hintere Augenkammer abgegeben und tritt durch die Pupille in die vordere, kühlere Augenkammer ein. Zwischen 3-9ml werden so pro Tag vom menschlichen Auge synthetisiert.
Aufgrund der Temperaturunterschiede zwischen vorderer und hinterer Augenkammer kommt es zu einer Zirkulation des Kammerwassers. Das aus der hinteren Augenkammer stammende Wasser steigt an der Irisvorderseite auf und gelangt über die kühle Hornhauthinterseite wieder nach unten. Von dorttreten etwa 85% des Kammerwassers über den Kammerwinkel (Angulus iridocornealis) in den Schlemm-Kanal ein und wird schließlich von einem venösen Geflecht in der Sclera (Plexus venosus sclerae) in den Blutkreislauf rückresorbiert. Die übrigen 15% des Kammerwassers werden als uveoskleraler Abfluß über die Ziliarkörper und der Iris ausgeschieden.
Funktion
Neben Nährstoffen, welche der Versorgung von Linse und Hornhaut dienen, befinden sich in der Flüssigkeit unterschiedliche Immunfaktoren. Diese helfen schädliche Stoffe aus dem Augeninneren zu entfernen.
Der Augeninnendruck wird über das Verhältnis des abfließenden sowie neu produzierten Kammerwassers reguliert. Er ist auch für die Formstabilität des Auges von entscheidener Wichtigkeit.